Montag, 20. Oktober 2008





[20OKT2008/ 22:00Uhr Nagoya/15:00 Uhr Hamburg]


YA! Einen Ausruf den ich gestern mehrfach laut gerufen habe und der das Ende eines Taiko Trommelstückes markiert. An unserem freien Sonntag hatte ich tatsächlich die Möglichkeit das Taiko Trommeln zu lernen und ich kann nicht sagen, wie unglaublich sich alles angefühlt hat. Wer im Blog zum vorletzten Sonntag springt, wird dort finden können, dass bei der Nagoya Parade große Trommeln mit einem hypnotischen Rhythmus geschlagen wurden. Ich konnte nicht mehr aufhören darüber nachzudenken und habe unsere Dolmetscherin gefragt, ob es möglich wäre diese Art des Trommelns zu lernen. Im Laufe der zurückliegenden Woche hat Tamami es dann geschafft eine Privatlehrerin zu finden, die mich unterrichten würde. Als dann die Bestätigung kam war ich sehr aufgeregt und da unsere Dolmetscherin mich zum Übersetzen begleiten wollte, habe ich für sie auch eine Doppelstunde gebucht, als Dank für ihre Mühe. Am Sonntag sind wir gegen 14 Uhr mit der U-Bahn nach Osu Kannon losgefahren, einem recht zentral gelegenen Stadtteil von Nagoya. Sonntag ist der Einkaufstag für alle Japaner. Die Geschäfte sind geöffnet und es sind Massen von Menschen unterwegs.


In einer kleinen Straße im ersten Stock befindet sich die Taiko Schule von Sachiko Nemoto, die seit 25 Jahren diese Musikkunst beherrscht. Wir mussten dann Schuhe und Strümpfe ausziehen, um eine festen Halt zu haben. Vor einem großen Spiegel baute Sachiko dann die Trommeln auf und gab uns unsere Trommelstöcke. Auf einer Tafel malte sie die Rhythmen auf, spielte sie ein Mal vor und wir mussten sie nachtrommeln. Viel schwere als ich gedacht habe, denn die Körperhaltung ist festgelegt, die Bewegung der Arme ist gegeben, die Haltung der Trommelstöcke ist vorgeschrieben und dazu muss man den doch recht schnellen und nicht ganz einfachen Rhythmus halten. Der Wechsel von betonten- und unbetonten Trommelschlägen, in Verbindung mit langsamen- und schnellen Schlägen hat höchste Konzentration gefordert. Insgesamt haben wir neun verschiedene Schlagabfolgen gelernt und dann in einem Stück getrommelt. Im Anschluss an die acht Rhythmen wurde dann eine Art Ausklang getrommelt, bei dem schnelle und leise Schläge immer lauter wurden, mit einer speziellen Schlagfolge (rechts, links, links, rechts) stoppten und der Ausruf YA! das Ende markierte. Nach einer Weile des Übens hat Sachiko vorgezählt, angefangen zu trommeln und wir mussten mit dem gelernten Rhythmus einsteigen und weiterspielen. Es war sensationell. Nach zehn Minuten stand mir der Schweiß auf der Stirn und wie wir am Ende der zwei Stunden erfahren haben, wird Taiko nicht nur wegen der Musik, sondern auch als Möglichkeit zur Meditation und als Sport gesehen. Es war wirklich alles zusammen und hat sehr großen Spaß gemacht. Die Zeit ist vergangen als wären wir nur wenige Minuten in der Taiko Schule gewesen.


Überrascht war ich allerdings vom Preis einer guten Taiko Trommel, der bei 800.000 Yen (etwas mehr als 6000€) liegen kann. Die Trommeln werden aus einem Stück Baumstamm gefertigt, in der heutigen Zeit sind es wohl Ulmen und die Bespannung ist aus Kuhhäuten. Weniger teure Exemplare liegen aber auch noch zwischen 200.000 Yen (circa 1500€) und 500.000 Yen (circa 3700€). Ich habe dann mein Vorhaben aufgegeben eine Taiko mitzubringen…! Diese Erfahrung war wirklich außergewöhnlich und noch als ich beim Abendessen saß, konnte ich diesen dumpfen Klang der Taiko in meinem Körper fühlen. YA!


In den letzten Tagen habe ich die Zeiten gestoppt, zu denen wir an der frischen Luft sind. Also wie lange wir außerhalb geschlossener Räume wie Hotel, Bus, Studio oder Restaurants sind und bin dabei auf die unglaublich geringe Zahl von achteinhalb Minuten durchschnittlich pro Tag gekommen. Erschreckend, aber selbst zum Abendessen muss man den Gebäudekomplex nicht verlassen. Auf unsere Arbeitswoche von sechs Tagen umgelegt würde das ungefähr eine Gesamt-Frischluft-Zeit (GFZ) von circa 51 Minuten bedeuten. Wir hoffen alle auf das Ausbleiben von Langzeitschäden. Wie ist eure GFZ pro Woche?


Bild 1 zeigt meine Taiko Lehrerin Sachiko Nemoto. Auf Bild 2 ist das Notenblatt zu sehen nach dem wir getrommelt haben. Meine Trommel ist auf Bild 3. Wie es aussieht wenn ich trommle, ist dann auf Bild 4 zu sehen.


sayoonara!


Alex

1 Kommentar:

Till hat gesagt…

Hallo mein Gudster,

kaufste Dir so'n Ding dann darfste gern mal als Livegast zu uns stossen...

;o)

ich hab vor ein paar Jahren mal einen Djembekurs mitgemacht... war nicht so dolle da sich der Kurs aus einem Lehrer, ca. 15 über 70 jährigen Rentnerinnen und meiner Wenigkeit zusammensetzte... da beneide ich dich um diese Erfahrung.

http://www.simonsen-holzart.de/taiko_taikobau.html

Die Dinger gibt's auch hier zu kaufen. Aber nicht bei Musicstore und Konsorten.

Liebe Grüße an Fernost
Till