Montag, 3. November 2008











[3NOV2008/ 00:41Uhr Nagoya/16:41 Uhr Hamburg]

Schneller als noch vier Wochen früher, zu Beginn unseres Jobs, schiebt sich die Dunkelheit in den Tag und die Temperatur ist fühlbar nach unten gegangen. Nach ziemlich genau 264 Arbeitsstunden innerhalb von einem Monat und einem Minimum an Frischluft und Tageslicht, fühlt sich der Körper langsam seltsam an. Die Häufigkeit von Sekundenschlaf ist stark angestiegen und die Konzentration auf grundlegende Abläufe ist eingeschränkt, so dass Unterhaltungen manchmal in der Mitte abbrechen und nicht mehr aufgenommen werden. Morgen werden die letzten Einstellungen fotografiert und wir beginnen mit dem Zusammenräumen der Ausrüstung. In den vergangen Tagen habe ich eine riesige Menge wunderbarer Geschenke von unserem japanischen Studioteam erhalten. Das Austauschen von Geschenken ist durchaus ein sehr populärer und beliebter Teil der Kultur. Es kommt dabei weniger auf den Inhalt eines Geschenks an, als mehr auf die Verpackung und die Idee, welche dahinter steckt. Für unser Team habe ich aus Deutschland viele Päckchen Schokolade mitgebracht und in den letzten Wochen noch einige individuelle Geschenke hier in Nagoya gefunden, die ich am letzten Tag verteilen möchte.
Den freien Sonntag haben wir für einen Ausflug nach Kyoto benutzt. Vom Ende des 8. Jahrhunderts bis über die Mitte des 19. Jahrhunderst war Kyoto die Hauptstadt Japans (der Name Kyoto bedeutet Kaiserliche Residenz). Wenn man die ersten drei Buchstaben des Namens Kyoto ans Ende setzt erhät man den Namen der Stadt, die ab 1868 als Japans neue Haupstadt fungierte: Tokyo. Unser Fahrer Sadogawa und unsere Dolmetscherin Tamami haben uns begleitet und geführt. Einer beliebten japanischen Tradition folgend stoppten wir nach knapp neunzig Minuten Fahrt an einer Raststätte, um Getränke und Snacks für unterwegs einzukaufen. Nicht vergleichbar mit dem ungepflegten- und langweiligen Charme deutscher Autobahnraststätten, war ich mehr als begeistert von der Vielfalt des Warenangebots des japanischen Pendants. Eine unüberschaubare Menge kleiner Bentoboxen mit Süßigkeiten, Kuchen, gegrillten Garnelen, frittiertem Huhn, Reisbällchen, Schokolade, die alle wunderbar verpackt waren und preislich nicht besonders auffällig waren. In den Verkaufsräumen war kaum Platz, so viele Menschen drängten sich vor den Regalen. Ganz dem Versuch sich japanischer Besonderheiten anzunähern, haben wir dann eine große Tüte Getränke und Süßigkeiten gekauft, bevor wir wieder weiter nach Kyoto gefahren sind. Höchstgeschwindigkeit auf japanischen Autobahnen ist übrigens 100 km/h, so dass es zweieinhalb Stunden zu unserem Ziel dauerte. Der für den nächsten Tag angesetzte öffentliche Feiertag erhöhte die Zahl der Autos auf den Straßen und der Menschen bei den Sehenswürdigkeiten um ein Vielfaches. Glück hatten wir, wie immer man es auch nennen mag, weil sich erst in den nächsten Wochen die Blätter der Bäume rot verfärben und der Ansturm der Besucher sich nochmals steigern wird.
Der erste Halt war der Toji Tempel, mit drei sehr schönen hölzernen Hallen, in denen sich Buddha Statuen befinden und einer Pagode. Nach relativ kurzer Zeit sind wir weiter zum Tofukuchi Tempel gefahren, der vier unfassbar schöne Gärten innerhalb seiner Mauern vereint. Besonders der Hojo Garten ist in seiner Schlichtheit und gleichzeitigen Perfektion kaum zu beschreiben. Gleich japanischen Touristen in Europa, haben wir alles fotografiert und das Verständnis für dieses Verhalten ist nun vollkommen vorhanden. Im Anschluss haben wir in einem kleinen Restaurant in der Stadt etwas gegessen und sind dann zum nahe gelegenen Sanjusangen-do Tempel gelaufen, der in einer hölzernen Halle 1000 goldene Buddha Statuen aufgereiht hat. Leider ist es verboten dort Fotos zu machen, denn die Masse der identischen- circa 1,60 Meter großen Statuen ist beeindruckend. Man sagt, dass eines der tausend Gesichter dem eigenen gleicht, man müsse es nur finden. Um möglichst viel in kurzer Zeit zu sehen, wie es in Japan üblich ist, haben wir dann noch einen letzten Tempel besichtig (Kiyomizu Tempel), den ich bei meinem ersten Besuch in Kyoto 2006, ebenso wie den Sanjusagen-do Tempel bereits angeschaut habe. Mitten im Sonnenuntergang und umrandet von noch mehr japanischen Touristen sind wir durch schmale Straßen zum Tempel aufgestiegen, der an einem Berghang liegt und von Wald umgeben ist. Am Ende der Besichtigung wurde es dann sehr schnell dunkel und bevor wir nach Nagoya zurück gefahren sind, waren wir alle noch in einem japanischen Biorestaurant essen. Die Rückfahrt hat Sadogawa um eine Stunde beschleunigt, so dass wir gegen Mitternacht wieder in unserem Hotel waren. Viel zu wenig Zeit für die Besichtigung Kyotos, viel zu wenig für alles.
Der letzte Tag ist nun in greifbarer Nähe und noch ein Motiv steht auf dem Plan. Es wird sicher furchtbar werden sich von unserem japanischen Studioteam verabschieden zu müssen. In den letzten Wochen hat die japanisch-deutsche Sprachverständigung immer besser funktioniert und das tägliche Sehen und Arbeiten war sehr vertraut. Für den Abend haben wir in einem Restaurant in Nagoya Tische für eine Abschlussfeier bestellt und im Anschluss einen Saal in einer Karaoke Bar reserviert. Der Rückflug am 5. November wird um 11 Uhr morgens Nagoya verlassen und trotz zwölfstündiger Dauer um 15.30 Uhr (MEZ) in Frankfurt landen. Ich habe heute nicht den Eindruck einen ganzen Monat in Japan verbracht zu haben. Die Umstellung wird sicher eine ganze Weile in Anspruch nehmen. Ich muss aufhören mich in Gesprächen zu verbeugen und Domo Arigato (Vielen Dank) zu sagen, auf der Rolltreppe links zu stehen, zu Schlürfen beim Nudelessen, erst nach rechts beim Überqueren der Straße zu schauen und mich wieder an die Benutzung von Messer und Gabel gewöhnen.
Für mich war es eine wunderbare Zeit…
Bild 1 zeigt den Sonnenuntergang über Kyoto vom Kiyomizu Tempel aus. Bild 2 zeigt eine der vielen Geishas die in Kyoto das Stadbild prägen. Nur in Kyoto werden sie Maiko genannt. Auf Bild 3 ist ein Teil des Sanjusangen-do Tempels zu sehen. Ein kleiner Teil des wunderschönen Hojo Gartens sieht man auf Bild 4.
Shitsuree shimas (ich muss weiter)
Sayoonara!

Alex

1 Kommentar:

Stefan Netschio hat gesagt…

Fühl mich bähginnt ab Sonntag eine wundelbahle Zeit. Zwei Tage Hong Kong und danach Sextoulismus in Thailand. Hahahahaha!!!!
じゃまた 観光客